Das Pfarr- und Pfrundhaus Hof Oberkirch

Das Pfarrhaus auf Hof Oberkirch, zu dem ein Heimwesen gehörte, wird 1551 erstmals erwähnt. Am 19. Juni 1640 brannte das Haus samt Pfarrarchiv nieder. Am 1. April 1641 gab das Stift von Einsiedeln bei Adrian Müller einen Neubau mit Fachwerk in Auftrag. Am 27. Februar 1735 fand ein Übereinkommen mit dem Rapperswiler Kaspar Anton Brägger für einen Anbau statt. Auf Veranlassung des Abtes Beat Küttel untersuchte Bruder Jakob Natter 1788 das baufällig gemeldete Pfarrhaus und erstellte 1790 einen Neubau. Nach der Verlegung der Pfarrkirche im Jahre 1819 wohnte der Pfarrer im Dorf, während das Haus in Oberkirch vorläufig in Einsiedler Besitz verblieb und alten Pfarrern als Ruhe- und Erholungsheim diente.

Am 5. März 1850 wurde das Gebäude an die Kirchgemeinde übertragen, die die gesamte Liegenschaft bei einer Versteigerung an Nationalrat Benedikt Schubiger in Uznach verkaufte. Dessen Sohn betrieb den Bauernhof, richtete in den 90er Jahren im Haus eine Bauernwirtschaft ein und kaufte in St. Gallen nach dem eidgenössischen Schützenfest 1904 den Gabentempel, die heute noch bestehende Rondelle, und baute darin ein Karussell ein. 1902 verkaufte er den Bauernhof ohne das Pfarrhaus und dessen Umgebung an zwei Güterhändler.

1906 suchte Hermann Tobler zusammen mit Hermann Fels ein geeignetes Haus für eine Schule mit Internat. Schliesslich gelangten sie auch nach Kaltbrunn, wo jetzt in Oberkirch das Pfarrhaus käuflich war. Hermann Tobler entschloss sich zum Ankauf, obschon er sich im Klaren war, dass der Platz für die Schulräumlichkeiten nicht ausreichen würden. Am 6. November 1906 wurde der Kauf getätigt, "das Gebäude mit allem, was Nut, Nagel und Pflaster zusammenhält", übernommen, wie es im Kaufbrief heisst, für Fr. 30 000.-. Gleichzeitig liess er durch Architekt Kienast in St. Gallen Pläne für den Bau des grossen Hauses anfertigen mit einem Kostenvoranschlag von Fr. 100 000.- und übergab ihm den Bauauftrag.

In diesem lichtdurchfluteten Esssaal im Erdgeschoss mit Stuckdecke nahmen die Schüler ihre Mahlzeiten ein.
Wiederentdecktes Fachwerk im Innern des Pfarrhauses
Am Montagmittag stand das Reinigen der Schuhe und Sonntagskleider auf dem Programm. - Ob es wohl Montag ist ... ?

Fünf Schüler und vier Lehrer nahmen am 13. Mai 1907 den Unterricht auf, der, wie Hans Noll berichtet, vorläufig gar nichts mit Schulhalten zu tun hatte. Im alten Haus wurde umgebaut, zunächst im Keller und Erdgeschoss, dann fortwirkend im 1. und 2. Stock. In der Küche kochten wir und assen wir, im 1. Stock wohnten wir, im zweiten schliefen wir und räumten jeweilen wieder das Feld, wenn die Arbeiter uns bedrängten.
Vgl. Hof Zeitung Nr. 127

Blick in das Dachgeschoss

Das stattliche, gemauerte Barockhaus wurde erst 1929 mit dem Schulhaus verbunden. Ãœber den drei Stockwerken liegt ein durch Gesimse ausgeschiedenes Mansardendachgeschoss.

Klassizistischer Ofen aus der Werkstatt Nehracher, um 1790 gebaut und bis zum Einbau der Zent­ralheizung 1959 in Gebrauch.

In den durch das fallende Gelände gewonnenen Kellerräumen, die offensichtlich auf einen älteren Bestand zurückgehen, sind teils Tonnengewölbe, teils flache Balkendecken eingezogen. Die übrigen Räume sind modern umgebaut.
Vgl. Karl Hermann Tobler, Dr. F. Schwarzenbach
Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Anderes, Bernhard, 1970

Der Haupteingang in der Mitte der östlichen Traufseite ist über eine zweiarmige Freitreppe mit klassizistischem Geländer erreichbar. Über der Türe sitzt das gespaltene Wappenoval mit den Kennzeichen des Klosters Einsiedeln. Das steif modellierte Medaillon in Zopfgehänge wird von einer Mitra (Bischofsmütze) gekrönt.